Auch Hermes konnte keine Erklärung liefern, was seit der Winterpause mit RWE passiert ist. An seinem Trainer lässt Hermes dennoch keine Zweifel aufkommen.
Trotz der lautstarken Fan-Bekundungen gegen Trainer Marc Fascher zögert Tim Hermes nicht: „Wir stehen voll hinter dem Trainer. Wir wissen, was wir eigentlich können und wie die Hinrunde gelaufen ist.“ Diese Fassungslosigkeit lässt Hermes nicht nur verbal durchklingen, sie zeichnet sich auch in seinem Gesicht ab. Nach einer Partie zum Vergessen scheinen sich nicht nur die Anhänger, sondern auch die Spieler zu fragen, was man eigentlich verbrochen hat zwischen Dezember 2014 und Februar 2015. „Ich kann nicht sagen, woran es liegt. Es ist unerklärlich, warum wir nicht so weiterspielen können“, fasste der Mittelfeldspieler zusammen.
Das war zwar vornehmlich auf die Partie gegen Rödinghausen bezogen, doch auch mit Blick auf die letzten Wochen konstatiert Hermes: „Vor Weihnachten standen wir auf dem ersten Platz. Eigentlich ist es unerklärlich. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“
Die Redundanz in seinen Aussagen ist nicht als verbales Versteckspiel zu deuten, sondern vielmehr als Enttäuschung über die Leistung als Mannschaft. Dabei hätte sich Hermes von den Vorwürfen freimachen können, war er doch der mit Abstand beste Essener auf dem Platz. Auch Angst oder Unsicherheit wollte Hermes nicht gelten lassen: „Wir haben die Torchancen und machen sie nicht rein. Das geht in die Köpfe. Auch ich hatte gegen Rödinghausen Scheiße am Fuß. Wenn ein Ball reingeht, dann geht das Spiel ganz anders aus, dann gewinnen wir 3:0.“
Der Angstgegner wartet... Ob wirklich ein Kantersieg möglich gewesen wäre, das bleibt eine Vermutung. Sicher ist jedoch, dass bei Rot-Weiss Essen wieder einmal Unruhe auf und neben dem Platz ausgebrochen ist. Auch dem ehemaligen Wiedenbrücker dürften die Anfeindungen nicht entgangen sein. „Es ist im Moment sehr, sehr komisch vorne. Wir haben zwei Tore in der Rückrunde geschossen. In der Hinrunde waren wir die beste Offensive. Wir können ja nicht so viel falsch gemacht haben, dass es auf einmal nicht mehr läuft“, klagt Hermes mit einer Spur Verzweiflung in der Stimme.
Rund zwei Wochen Pause warten nun auf die Essener Akteure. Zeit, um endlich die Wende zu schaffen. „Auf jeden Fall kommt die Pause zum richtigen Moment. Wir können uns noch einmal sammeln“, sagt Hermes. Das dürfte auch bitter nötig sein, denn schließlich droht nach der Auswärtspartie in Verl das nächste Schicksalsspiel. Im Niederrheinpokal wartet „Angstgegner“ Kray. Hermes will die Chance zu einer teilweisen Wiedergutmachung nutzen: „Da haben wir zwei Rechnungen noch offen und da darf man nicht verlieren.“ Die Folgen einer dritten Niederlage möchte sich an der Hafenstraße wohl keiner ausmalen..